Die Anpassung von Ländern an die Folgen des Klimawandels (siehe auch → Adaptation Fund).
Glossar
Das ABC der Verhandler
Auf den Fluren der Konferenz spricht man nur von der COP. Die Länder sind in Gruppen wie AILAC und LDC zusammengefasst. Wer nicht weiß, was Kohlendioxid-Äquivalent bedeutet, kann im entscheidenden Moment nicht mitdiskutieren. Die Verhandler von Paris haben ihre eigene gemeinsame Sprache, unabhängig davon, aus welchem Land sie stammen.
Adaptation
Adaptation Fund (Anpassungsfond)
Ein Geldtopf, der in Entwicklungsländern Projekte finanzieren soll, die dabei helfen, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen und sich an die neuen Lebensbedingungen anzupassen (adapt). Anders als beim → GCF (Green Climate Fund) sind hier die Bezahlmodalitäten klar geregelt: Projekte, die bei einer bestimmten Stelle angemeldet werden, sind abgabepflichtig. Diese Steuer – 4 Prozent der Projektsumme – fließt zur Hälfte in den Anpassungsfonds. Die Summe, über die der Fonds verfügt, ist damit sehr variabel.
ADP (Ad Hoc Working Group on the Durban Platform for Enhanced Action)
Arbeitsgruppe, die seit dem Gipfel von Durban 2011 existiert. Ihre Aufgabe ist es, ein Nachfolgeprogramm für das → Kyoto-Protokoll auszuarbeiten und zur COP21 in Paris vorzulegen.
Annex-I-Staaten
Zu dieser Gruppe zählen Industrieländer, die 1992 Mitglied der OECD waren, und die Länder, deren Wirtschaftssysteme sich zu dieser Zeit in einer Umwandlung befunden haben wie Russland, das Baltikum und weitere zentral- und osteuropäische Länder („economies in transition“, kurz: EITs).
Annex-II-Staaten
Hierzu gehören die → Annex-I-Staaten, aber ohne die → EITs. Diese Staaten sollen Entwicklungsländern finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um Klimaschutzprojekte zu verwirklichen und bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu helfen. Sie sollen außerdem die EITs und Entwicklungsländer dabei unterstützen, klimafreundliche Technologien und Entwicklungen voranzutreiben. Das alles soll auch mithilfe von Fonds innerhalb der → Klimafinanzierung passieren.
AOSIS (Alliance of Small Island States)
Diese Staaten befürchten durch die Effekte des Klimawandels ihre Existenzgrundlage zu verlieren – etwa aufgrund des steigenden Meeresspiegels große Teile des Landes zu verlieren. Die Bewohner müssten dann umsiedeln oder auswandern. Zur Gruppe zählen 42 Staaten von Antigua bis Vanuatu. Obwohl sie am direktesten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, haben sie auf dem Verhandlungsparkett wenig Durchsetzungsmacht.
ASEAN (Association of Southeast Asian Nations)
Organisation der südostasiatischen Staaten wie Indonesien oder Singapur. Die Organisation soll ähnlich dem Vorbild der Europäischen Union zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum werden.
CDM (Clean Development Mechanism)
Bei CDM-Projekten führt ein Industrieland in einem Entwicklungsland ein Klimaschutzprojekt durch, das Emissionen einspart. Diese gesparten Einheiten (Certified Emission Reductions) kann sich das Industrieland auf seinem Konto gutschreiben lassen. Ziel ist es, vor allem Entwicklungsländern durch Technologietransfer dabei zu helfen, eine klimafreundliche Wirtschaft aufzubauen.
CMP (Conference of the Parties Serving as the Meeting of the Parties to the Kyoto Protocol)
Seit 2005 findet zeitgleich zur → COP einmal im Jahr die Conference of the Parties Serving as the Meeting of the Parties to the Kyoto Protocol, kurz: CMP, statt. Hier beratschlagen sich die Länder, die das → Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben, die sog. „Members of Protocol“, kurz → MOP. Länder wie die USA oder Kanada, die das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben bzw. vom Protokoll zurückgetreten sind, können auf dieser Konferenz als Beobachter teilnehmen, haben aber kein Stimmrecht.
CO2-Fußabdruck
Als CO2-Fußabdruck oder CO2-Bilanz wird der Gesamtbetrag von Kohlenstoffdioxid-Emissionen beschrieben, der bei einer bestimmten Aktivität oder durch andere Auslöser entsteht, wie etwa beim Reisen mit einem Flugzeug oder durch den Verzehr von Nahrung, die durch Transport und Lagerung viel CO2 verbraucht.
COP (Conference of the Parties)
Treffen aller Staaten, die die → UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) unterzeichnet haben. Deren Vertreter (Verhandler beziehungsweise Staats- und Regierungschefs oder Minister) treffen sich seit 1995 einmal im Jahr. Die erste → Klimakonferenz (COP1) fand in Berlin statt. Seither werden die → COP durchnummeriert. Der Klimagipfel in Paris ist die 21. Konferenz der Vertragsstaaten, daher COP21. Seit 2005 treffen sich zur gleichen Zeit auch die Unterzeichner des → Kyoto-Protokolls (siehe auch → MOP).
Copenhagen Accord
Beim 15. Treffen der Vertragsstaaten der → UN-Klimarahmenkonvention (COP15) in → Kopenhagen (siehe auch → Copenhagen Accord) 2009 wurde zum ersten Mal anerkannt, dass eine „gefährliche menschengemachte Störung des Klimasystems“ nur verhindert werden kann, wenn die Erderwärmung begrenzt wird. In der → Vereinbarung von Kopenhagen (Copenhagen Accord) wurde die notwendige Begrenzung mit zwei Grad Celsius (siehe auch → „Zwei-Grad-Ziel“) im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts, also dem vorindustriellen Zeitalter, bestimmt. Daher spricht man vom → “Zwei-Grad-Ziel”. Der Beschluss von 2009 fällt in eine Zeit, in der auch die Klimawissenschaft zwei Grad für eine brauchbare Schwelle hält. Zur Einigung gehört aber auch, diesen Beschluss zwischen 2013 und 2015 noch einmal zu überprüfen und ihn gegebenenfalls auf 1,5 Grad abzusenken. Heute ist klar: Auch eine Erwärmung von zwei Grad wird den Planeten vor große Probleme stellen. Nach Überzeugung vieler Klimawissenschaftler müsste die Schwelle heute bei 1,5 Grad liegen.
Emissionshandel
Industrieländer können untereinander mit Emissionsrechten Handel treiben. Jedes Land hat eine bestimmte Menge an Emissionsrechten. Diese Emissionsrechte sind voll ausgeschöpft, wenn das Land sein im → Kyoto-Protokoll festgelegtes Emissionsreduktionsziel erfüllt hat. Schafft ein Land aber mehr zu reduzieren als im Protokoll vorgesehen, kann es überschüssige Emissionsrechte in Form von Lizenzen an ein anderes Land verkaufen, das es nicht geschafft hat, sein Reduktionsziel zu erreichen. Der Käufer kann sich diese Lizenzen als eigene Emissionsreduktion gutschreiben. Die Lizenzen gehen an den Meistbietenden. Problematisch ist beim Emissionshandel, dass Industrieländer bei einem großen Angebot an Emissionsrechten zu einem niedrigen Preis dazu neigen, weitere Rechte einzukaufen anstatt im eigenen Land Emissionen zu reduzieren.
GCF (Green Climate Fund)
Der Fonds soll Maßnahmen zur Emissionsreduzierung und Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungs- und Schwellenländern finanzieren. Dafür soll bis 2020 jährlich ein zweistelliger Milliardenbetrag zur Verfügung stehen. Ab 2020 haben sich die Industrieländer verpflichtet, jährlich 100 Milliarden US-Dollar zu mobilisieren. Der Fonds soll dann einen erheblichen Teil dieser Mittel verwalten.
INDCs (Intended National Determined Contributions)
Nach dem Scheitern des Gipfels von Kopenhagen (siehe auch → Copenhagen Accord) hat die Weltgemeinschaft beim Klimagipfel in Lima im Dezember 2014 beschlossen, dass für den Vertrag von Paris ( → COP21) Länder selbst bestimmen sollen, wo und wie sie einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten wollen. Die Absicht hinter den INDCs ist, dass Regeln leichter befolgt werden, die man sich selbst macht. Zum Beginn des Gipfels (COP21) haben 177 Staaten ihre Absichtserklärungen beim Sekretariat der → UNFCCC eingereicht.
IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change)
Das IPCC wird auch als Weltklimarat bezeichnet und steht unter der Schirmherrschaft der UNO. Es stellt jährlich Berichte zu wissenschaftlichen Klimaforschungsergebnissen zusammen, sogenannte Sachstandberichte. Außerdem gibt es Zusammenfassungen dieser Berichte an Medien und Entscheidungsträger aus.
Joint Implementation
Ein Industrieland kann sich durch die Durchführung oder Finanzierung eines Klimaschutzprojektes in einem anderen Industrieland die daraus resultierenden Emissionsminderungen als sog. Minderungszertifikate (Emission Reduction Units) auf sein eigenes Reduktionsziel anrechnen lassen. Solche Projekte können dazu führen, dass Emissionsreduktionen dort zuerst durchgeführt werden, wo sie am billigsten sind.
Klimafinanzierung
Die Möglichkeiten der Länder, den Klimawandel aufzuhalten oder sich an ihn anzupassen, variieren sehr stark. Deswegen sehen die → Klimarahmenkonvention (siehe auch UNFCCC) und das → Kyoto-Protokoll vor, dass Industrieländer gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländern finanzielle Hilfe im Klimaschutz leisten sollen. Hierfür wurden → Fonds eingerichtet.
Klimarahmenkonvention
→ siehe UNFCCC.
Kohlendioxidäquivalent
Es gibt nicht nur klimaschädliches CO2, sondern auch Methan oder Lachgas, die zu den Treibhausgasen zählen. Das Kohlendioxidäquivalent ist eine Maßeinheit, um die Treibhausgasemissionen der Länder vergleichbar zu machen. Wie schädlich ein Treibhausgas für das Klima ist, wird im Verhältnis zur Schädlichkeit von CO2 angegeben. Der Wert beschreibt die mittlere Erwärmungswirkung über einen bestimmten Zeitraum, meist 100 Jahre. Ein Kilogramm Methan entspricht zum Beispiel 25 Kilogramm Kohlendioxidäquivalent, denn Methan ist 25-mal so schädlich wie CO2. Die Treibhausgasemissionen der Länder werden zusammen gezählt und als Kohlendioxidäquivalent angegeben.
Kyoto-Mechanismen
Die auch “flexibel” genannten Mechanismen erlauben Industrieländern, Teile ihrer Reduktionsverpflichtungen zusätzlich zu nationalen Reduktionsmaßnahmen im Ausland zu erbringen. Kein Land darf also seinen Reduktionsverpflichtungen nur durch die Nutzung der Kyoto-Mechanismen nachkommen. Auf eine genauere Regelung konnten sich die Vertragsstaaten jedoch nicht einigen.
Kyoto-Protokoll
Das am 11.12.1997 unterzeichnete → Kyoto-Protokoll gilt gemeinhin als Meilenstein in der Umsetzung der UN-Klimarahmenkonvention (siehe auch → UNFCCC). Auf der 3. Vetrtragsstaaten-Konferenz 1997 in Kyoto (COP3) wurden erstmals rechtsverbindliche Begrenzungs- und Reduktionsverpflichtungen für den Treibhausgasausstoß der Industrieländer festgeschrieben. In Kraft getreten ist das Kyoto-Protokoll aber erst am 16.02.2005, nachdem Russland das Protokoll ratifiziert hatte. Bedingung für das Inkrafttreten des Protokolls war es nämlich, dass mindestens 55 Staaten der → Klimarahmenkonvention (siehe auch UNFCCC), die zusammen mehr als 55 Prozent der CO2-Emissionen des Jahres 1990 verursachten, das Abkommen ratifiziert haben. Unter anderem durch die Verweigerung der USA trat Kyoto-Protokoll erst so spät in Kraft.
LDC (Least Developed Countries)
In der Gruppe der LDCs haben sich die 49 am wenigsten entwickelten Länder zusammengeschlossen, die am meisten und besondere Hilfe brauchen, um mit den Auswirkungen des Klimawandels umgehen zu können. Auf diese Staaten sollen die Industriestaaten gemäß dem Auftrag der UN Industriestaaten besondere Rücksicht nehmen.
Loss and Damage
Der Klimawandel hat bereits für bestimmte Verluste und Schäden gesorgt, besonders in Entwicklungsländern. Durch unterschiedliche Mechanismen versucht die UN, solche Fälle gemeinschaftlich zu diskutieren und Hilfe zu organisieren. Ob dem Terminus, der aus der Versicherungswirtschaft kommt, im neuen Vertrag ein eigener Artikel gewidmet sein wird, gehört zu den großen Streitfragen der COP21.
LTGs (Long Term Goals)
Langfristige Ziele wie die Begrenzung des Temperaturanstiegs um zwei Grad (→ Zwei-Grad-Ziel).
Mitigation
Die Vermeidung oder Verringerung von Treibhausgas-Emissionen.
MOP (Members of Protocol)
191 Länder weltweit haben das → Kyoto-Protokoll mittlerweile ratifiziert. Darunter wichtige Schwellenländer wie Brasilien, China, Indien und Südafrika. Ausnahmen: Die Vereinigten Staaten haben das Kyoto-Protokoll bisher nicht ratifiziert, Kanada ist 2013 aus dem Protokoll wieder ausgetreten.
MRV (Measureable, Reportable, Verifyable)
Eine häufige Anforderung anderer Staaten an Vorhaben und Positionen von Ländern, die auf Konferenzen Ideen einbringen, die weder klare Fakten noch Daten sichtbar machen.
NAMA (Nationally Appropriate Mitigation Actions)
Spezifischen Minderungsmaßnahmen, die an die geografischen, klimatischen oder finanziellen Verhältnisse der jeweiligen Länder angepasst werden.
NAPA (National adaptation programmes of action)
Diese Programme sind vor allem für die → LDC wichtig. Hierbei geht es um eine nationale Umsetzung von Programmen, die den jeweiligen Ländern helfen, sich an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Bei NAPA sollen die dringlichsten Maßnahmen identifiziert und zusätzlich ermittelt werden, welcher technologische und finanzielle Bedarf dafür besteht.
Non-Annex-I-Staaten
In diese Gruppe fallen Schwellen- und Entwicklungsländer, von denen bestimmte Länder von der → UNFCCC als besonders anfällig für klimatische Einflüsse eingestuft wurden. Zum Beispiel Länder, die von Dürre oder Überschwemmungen durch den Klimawandel bedroht sind. Oder Länder, die wirtschaftlich stark von fossilen Brennstoffen und deren Handel abhängig sind und deren Wirtschaft unter Maßnahmen gegen den Klimawandel eventuell leiden könnte. Die → Klimarahmenkonvention will diesen besonderen Bedürfnisse durch Investitionen, Versicherungen und Technologietransfer begegnen.
Ratcheting up
Ein Begriff im Zusammenhang mit den → INDC. Gemeint ist das Prinzip des stetigen Verschärfens der Klimaschutzziele, das im neuen Klimavertrag verankert werden soll. Keine Selbstverpflichtung soll hinter die bisherige zurückfallen. Jedes neue Ziel muss ambitionierter sein als bisher. Übersetzt bedeutet ratcheting up “hochkurbeln”.
SIDS (Small Island Developing States)
Die kleinen Inselstaaten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind und durch einen steigenden Meeresspiegel teilweise ganz zu verschwinden drohen, wie z.B. die Inselkette der Malediven oder St. Lucia. Die UN hat diese Inseln als vom Klimawandel besonders gefährdet eingestuft.
TNA (Technology Needs Assessment)
Um erneuerbare Energien oder passende Anpassungs- und Minderungs-Mechanismen zu nutzen (→ Adaptation, → Mitigation), bedarf es bestimmter Technologien. Der TNA-Mechanismus der → UNFCCC hilft betroffenen Ländern zu erfahren, welches Equipment, welche Fähigkeiten oder welche Experten sie dafür jeweils brauchen.
UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change)
Die UN-Klimarahmenkonvention. Sie wurde beim Erdgipfel in Rio 1992 verabschiedet. Seit dem 21.3.1994 ist sie in Kraft und mittlerweile von mehr als 180 Staaten ratifiziert worden – auch von den USA, Russland, der Europäischen Union, China und Indien. Die Vertragsstaaten sind in zwei Gruppen eingeteilt: → Annex-I-Staaten (Industrienationen) und → Non-Annex-I-Staaten (Entwicklungs- und Schwellenländer), zu denen auch China und Indien gehören. Höchstes Gremium ist die Vertragsstaatenkonferenz (→ COP), die seit 1995 jährlich zusammentritt. Wesentlicher Teil der Konvention ist die Verpflichtung der Industrieländer, die Freisetzung von Treibhausgasen bis zum Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zu senken bzw. die Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, auf dem eine gefährliche Störung des Klimasystems verhindert wird (Artikel 2 der UNFCCC).
Zwei-Grad-Ziel
Die Schwelle gehört zu den → LTG und definiert die Maßgabe, den Temperaturanstieg auf zwei Grad gegenüber dem Niveau des vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Es handelt sich dabei um eine politische Festsetzung nach dem wissenschaftlichen Sachstand des → IPCC. Bei der COP16 in Cancún wurden die zwei Grad von der → COP offiziell als Obergrenze der Erderwärmung anerkannt. Die Zahl gilt als wichtiges Symbol für den neuen Klimavertrag.